Sanierung der Olympia-Schwimmhalle in München

Olympiaarchitektur von 1972 trifft auf modernste Technik

 

veröffentlicht in sb 6/2020

Der Austragungsort der 20. Olympischen Sommerspiele unterzog sich einer umfassenden Modernisierung. Unter Beteiligung der Urheberarchitekten ließen die Architekten von planplus die Architektur von 1972 wieder aufleben. Erneuert wurde die gesamte technische Installation nebst Badewassertechnik und Brandschutz. Die Schwimmbecken mit ihrer neuen Hubbodentechnik wurden als Edelstahlbecken ausgeführt und dienen für nationale Wettkämpfe. Der komplett neue Kinderplanschbereich erweitert das Angebotsspektrum des Bads.

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Foto: Oliver Jung

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Foto: Oliver Jung

Die Olympia-Schwimmhalle liegt im Zentrum eines beliebten Stadtparks. Ursprünglich war man für die Olympischen Sportanlagen von einer maximalen Nutzungsdauer von 25 Jahren ausgegangen. Der Olympiapark erfreut sich bei Einheimischen und Besuchern großer Beliebtheit und gilt bis heute als eine der Sportstätten, die nachhaltig erfolgreich mit vielfältigen Events betrieben wird. Die bald 50 Jahre dauernde nach­olympische Nutzung durch Profi- und Freizeitsportler sowie Veranstaltungen hatten jedoch auch in der Schwimmhalle ihre Spuren hinterlassen.

Auslöser für die gesamte Sanierung war eine dringend notwendige Ertüchtigung des Brandschutzes mit verbesserten Flucht- und Rettungswegen aus allen Geschossebenen, die sich größtenteils unter das Gelände des Olympiaparks schieben. Viele Bereiche des Gebäudes sind für den Badegast nicht erlebbar, aber für den Betrieb einer Schwimmhalle und des vor zehn Jahren bereits sanierten Fitnesscenters notwendig. So wurden die gesamten technischen Installationen erneuert, um den Badebetrieb wieder gemäß höchster Hygienestandards durchführen zu können und neue Sport- und Freizeitattraktionen zu schaffen.   

Gut zu wissen

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Foto: planplus

Standort
Olympiapark München, Deutschland

Bauherr/Betreiber
Stadtwerke München GmbH

Architekten
planplus gmbh
DE – 80335 München
www.planplus-gmbh.de

Thomas Hezel, Cornelia Dissing, Marina Bakarić, Johanna Kunzmann

Bauüberwachung
ap architektur + projekte gmbh

Tragwerksplanung
Zilch+Müller Ingenieure

Lichtplanung
3lpi lichtplaner+beratende ingenieure

SnowRoom
TechnoAlpin Indoor SpA
IT– 39100 Bozen
indoor.technoalpin.com

Autor
Thomas Hezel

Fotos
Oliver Jung + planplus gmbh

Offizielle Eröffnung
November 2019

Luftperlen für neue Trainingsbedingungen

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Foto: Oliver Jung

Gleichzeitig wurden das Bad und die 2018 sanierte ­Sauna barrierefrei zugänglich. Die Schwimmbecken mit ihrer ­neuen Hubbodentechnik wurden als langlebige Edelstahl­becken ausgeführt und die Badewassertechnik Stück für Stück erneuert.

Für den Nachwuchsstützpunkt des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) für Wasserspringen wurde eine Bubbleranlage im Springerbecken installiert, die für das Sprungtraining mit einer Art Kissen aus Luftperlen das Verletzungsrisiko beim ­Auftreffen auf der Wasseroberfläche minimiert. Zwischen zwei 1-m-Sprungbrettern über die Wasseroberfläche gespannt, ermöglicht eine 20 m lange Slackline ein gefahrloses Balancieren im Springerbecken.

Neuer Planschbereich spricht Familien mit Kleinkindern an

Der neue Kinderplanschbereich nimmt mit seinen Grundformen Kreis und Bogen die Formensprache der Olympia­architektur von 1972 auf. Die bewegte Badelandschaft mit weißen Eisbergen und frischer Farbigkeit in ­Mosaik und Spielobjekten zeigt sich lebendig und abwechslungsreich. Der Kinderplanschbereich bietet zweiWasserbecken mit unterschiedlichen Wassertiefen. Zum Spielen regen ein durchströmter Schiffchenkanal mit Hafen, eine Rutsche mit Wassertunnel, Sprühkrabbe und -frosch sowie „springende Würmer“ an.

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Foto: planplus

Alpin-Sauna mit neuem Dampfbad und Schneekabine

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Foto: Oliver Jung

Die Schneekabine ist eine absolute Neuerung und ein zentrales Trendelement für öffentliche Bäder. Hier kann man sich nach dem Saunagang mit echtem, feinst kristallinen Schnee abkühlen und so die Abwehrkräfte des Körpers stärken. Der Blick auf das atemberaubende Panorama des Schneeferners vermittelt den Eindruck, dort im Freien zu stehen. Ein Gletscherrelief mit Kristallen überträgt das Motiv räumlich in die Schneekabine.

Ein neues Café rundet das Angebot in der Schwimm­halle ab. Auf der Tribüne mit prominentem Blick auf die ­großen Becken bietet es für externe Besucher oder Badegäste leichte Snacks und Getränke an.

Ikonografische Gesamtgestaltung

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Foto: Oliver Jung

Gestalterische Leitidee für die Sanierung der Olympia-­Schwimm­halle bei den verschiedenen notwendigen Umbauten war, Architektur und Design des Originalzustandes der Olympiade von 1972, unter Berücksichtigung der heutigen technischen und funktionalen ­Anforderungen, wiederherzustellen. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz und unter Beteiligung der Urheberarchitekten wurde dieses Konzept durchgängig umgesetzt: Die Erscheinung der 20. Olympischen Sommerspiele ist jetzt wieder für die Besucher erlebbar.

Die frische Farbigkeit der sogenannten Regenbogenspiele wurde mit den typischen Olympiafarben erneut in die Halle geholt und zeigt sich insbesondere in den sanierten Umkleiden und Duschtempeln.

Parallel dazu wurden die Lichttechnik aufwendig erneuert und die einzelnen Bereiche durch energiesparende, tageslichtgesteuerte LED-Beleuchtung freundlicher gestaltet. Die Zugänge zu den verschiedenen Funktionsbereichen werden durch große, hinterleuchtete Motive hervorgehoben. So begleitet die Besucher beim Abgang von Tribüne ins Beckengeschoss ein Schwimmermotiv und symbolisiert dort bereits das Eintauchen ins Element Wasser. Ein weiteres, atmosphärisches Springermotiv repräsentiert das Turmspringen.  

Die Umbaumaßnahmen wurden im laufendem Betrieb durchgeführt, damit der Hochschulsport der Technischen Universität München und auch Schwimmbegeisterte die Halle weiter nutzen konnten. Die parallel durchgeführte Sanierung der Fassade bringt die Gebäudehülle energetisch auf den Stand der Zeit und macht die Idee der optischen Durchlässigkeit von der Landschaft bis hinein in die Badeplatte wieder erlebbar.

Auf dem Coubertinplatz vor der Schwimmhalle wurde um einbestehendes Fluchttreppenhaus herum ein neuer Pavillon errichtet,der über die einzigartige Architektur und Gestaltung der Spiele an Ort und Stelle informiert.