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OYM Kompetenzzentrum für Spitzensport und Forschung

Destination Höchstleistung

veröffentlicht in sb 6 2020

Im Herzen der Schweiz öffnete im Mai 2020 ein Neubau seine Tore, der in seiner Kombination aus Eishalle, Athletikhalle und Sprint-Track über die Landesgrenzen hinaus einzigartig ist. Hier werden Spitzensportler gefördert und Forschung auf höchstem Niveau betrieben. Im Gebäude nach den Entwürfen von axess Architekten und Lüscher Architekten sind ebenfalls ein College für die Ausbildung der Talente untergebracht, sowie ein Auditorium, das für Veranstaltungen von Privatpersonen und Firmen angemietet werden kann.

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Foto: Regine Giesecke

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Foto: Regine Giesecke

On Your Marks – auf die Plätze: Der Name des OYM kommt nicht von ungefähr. Das Kompetenzzentrum will nichts weniger, als Sporttalente nachhaltig an die Weltspitze zu führen. Sportvisionär Hans-Peter Strebel hat Zusammenarbeit mit dem Muskelphysiologen Marco Toigo einen Ort geschaffen, an dem Athlet*innen auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse individuell und umfassend ihr Potenzial maximal entwickeln können. Seine Vision war es, Athletiktraining, Gesundheitsmanagement, Ernährung und Forschung zu verbinden.

Gut zu wissen

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Foto: Regine Giesecke

Standort
Cham, Schweiz

Bauherr/Betreiber
OYM AG

Architekten
AXESS ARCHITEKTEN
www.axess.ch

LÜSCHER ARCHITEKTEN AG
www.luescherarchitekten.ch

Ausstattung Eishalle
engo GmbH
IT – 39040 Vahrn (BZ)
www.engo-ice.com

Autor
Esther Lötscher, Calydo AG

Fotos
Regine Giesecke

Offizielle Eröffnung
Mai 2020

Baukosten
100 Millionen CHF
(92,5 Million EUR)

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Schichtung des Raumprogramms

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Foto: Regine Giesecke

Die Dimensionen des Baus (100 × 50 × 40 m) machten es notwendig, die Eishockey-, Sport- und Athletikhalle übereinander anzuordnen. Wie bei einem Zauberwürfel optimierten die Planer die Schichtung des Raumprogramms bis zum perfekten Ergebnis. Sie verwendeten als Struktur ein Rahmensystem aus Stahlträgern, das mit Fertigbetonplatten im Verbund überspannt wurde. Der Grundbau und die Treppenhäuser wurden als Betonkerne zur Stabilisierung eingesetzt.

Mehrere Treppenhäuser verbinden die Ebenen im OYM, wobei das eindrückliche Haupttreppenhaus Zäsur und Struktur schafft und zugleich Sichtbezüge zu den Hallen und weiteren Räumen ermöglicht.

Ausgewogene Balance zwischen Harmonie und Spannung

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Foto: Regine Giesecke

In der äußeren wie inneren Erscheinung beschränkt sich das OYM auf wenige ausgesuchte Materialien. Die ­Hülle aus verzinkten Stahlblechen präsentiert sich etwas rau und ungeschliffen. Doch sie wird mit dem Altern Patina ansetzen und an Ausdruck gewinnen.

Im Inneren wollte man mit der bewussten Beschränkung bei der Material- und Farbvielfalt die zahlreichen unterschiedlich genutzten Räume architektonisch zusammenhalten. Entsprechend durchgängig sind alle fest verbauten Gebäudeteile gestaltet.

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Foto: Regine Giesecke

Ein beiger Kautschuk-Belag zieht sich durch das ganze Gebäude. Natur- und Räuchereiche, Glas, Chromstahl, Sichtbeton sind weitere Materialien, die durch alle Räume hinweg eingesetzt werden, ebenso die Farbe Anthrazit. Auch andere Elemente, wie die Leuchten für das Grundlicht, finden sich im ganzen Gebäude wieder. War bei den Zirkulationsflächen ein harmonischer, einheitlicher Ausdruck erwünscht, so schafft der differenzierte Auftritt der verschiedenen OYM-Bereiche Spannung und verleiht Räumen mit eigenem Charakter eine besondere Ausstrahlung.

Technik im Dienst der Talentförderung

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Foto: engo

Schon in der Eishalle zeigt sich, dass die Nutzfläche von 31.400 m² konsequent darauf ausgerichtet wurde, Athlet*innen auf dem neuesten Stand von Forschung und Technik zu fördern. Eigens für das OYM entwickelte der Bandensystemhersteller engo eine Weltneuheit: Ein Eisfeld, dessen Maße sich in circa drei Stunden von den europäischen auf die nordamerikanischen Vorgaben anpassen lassen. Das neue „QuickAdapt-System“ wurde nach Vorgabe des Ingenieurbüros Frey & Partner GmbH von engo entwickelt und patentiert.

Für ein Eishockeyfeld gibt es keine einheitliche, korrekte Größenvorgabe. Es hängt davon ab, wo es sich befindet. In Europa misst die Eisfläche 60 x 30 m; in Nordamerika sind die Eisflächen der National Hockey League (NHL) um vier Meter schmäler. Dazu kommt, dass in den meisten Eisstadien nicht nur Eishockey gespielt wird, sondern auch Sportarten wie Eisschnelllauf oder Eiskunstlauf die Anlagen nutzen, welche wiederum die Eisfläche von 60 x 30 m benötigen.

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Foto: Regine Giesecke

Das QuickAdapt System bietet den Sportlern die Möglichkeit auf verschiedenen Eisfeldgrößen zu trainieren. Die Größe der Eisfläche wird verändert, indem die Bande mithilfe von 16 Hydraulikzylindern automatisch verschoben wird. Der gesamte Vorgang dauert drei Stunden und erfordert lediglich fünf Personen.

Aufgrund des hohen Verletzungsrisikos beim Eishockey entschied sich das OYM für das flexible Bandensystem FlexBoard PPS (Player Protection System) von engo. Die Bande absorbiert einen Teil der Belastung eines Spielers bei einem Aufprall und trägt somit zur Verringerung des Verletzungsrisikos bei. Als bisher einziger Hersteller liefert engo eine Bande, deren Flexibilität anhand ­eines Pendelschlagversuchs sowohl mit Schutzglas aus ESG-­Sicherheitsglas als auch mit Acrylglas getestet und bestätigt wurde.

Optimale Trainingsbedingungen

In der «Skillzone» steht den Spielern eine Fläche mit synthetischem Eis zur Verfügung.

Für das Eishockey-Schusstraining gibt es acht Schussanlagen. In eine Anlage ist zusätzlich eine Skatemill, ein Laufband für Eishockeyspieler, eingebaut. Die Skatemill ermöglicht die Optimierung von Bewegungsabläufen und Schusstechnik. Für das Torhüter-Training gibt es ­daneben eigens eine kleine Fläche mit echtem Eis. Auch in der Sport­halle setzte der Bauherr nicht auf eine herkömmliche Ausstattung – dank des ASB GlassFloor Bodens mit LED-Markierungen lässt sich die für Spiel oder Training relevante Sportart jederzeit selektiv anzeigen.

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Foto: Regine Giesecke

Jedes Training wird ausgewertet

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Foto: Regine Giesecke

Herzstück des OYM bilden die Athletikhalle und der Sprint-­Track, welche über den beiden anderen Hallen thronen. Sie bieten den Spitzensportlern eine vielseitige Infrastruktur: Rund 300 Trainingsgeräte und freie Gewichte, eine Sprint- und Treppenrampe, ein Sprint-Track mit vier 80-m-Bahnen sowie ein «Turf»-Bereich ermöglichen die zielgerichtete Gestaltung von Training in den verschiedenen Dimensionen der determinierenden Leistungsgrößen.

Hier werden die Athlet*innen nicht nur sportlich, sondern auch wissenschaftlich und therapeutisch angeleitet und begleitet. Jedes Training wird aufgezeichnet und ausgewertet.

Um die Vergleichbarkeit der Leistungen sicherzustellen, betragen Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit im Athletik-Bereich während des ganzen Jahres 20° Celsius beziehungsweise 50 % – bei einer Abweichung von maximal plus/minus einem Grad beziehungsweise fünf Prozentpunkten. Ein bis zu einer Höhe von 2,5 m künstlich erzeugter Kältesee ermöglicht es, die strengen Vorgaben einzuhalten.

Verbindung von vier Kernkompetenzen macht das OYM einzigartig

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Foto: Regine Giesecke

Im OYM können Athlet*innen mit optimaler Betreuung auf höchstem Niveau trainieren. Doch die Einzigartigkeit des Zentrums liegt in der datenunterstützten ­Verschmelzung der vier Kernkompetenzen Athletic Training, Athlete Health Management, Nutrition und Research & Development. Für das Athlete Health Management gibt es mehrere Behandlungszonen und -räume sowie eine Hydrotherapie, während den Wissenschaftlern verschiedene Trocken- sowie Nasslabors mit Mess- und Analysetechnologien zur Verfügung stehen. Auch die Ernährung basiert auf neuesten Erkenntnissen und wird auf die individuellen Bedürfnisse sowie Trainings- und Wettkampfleistungen der Athlet*innen abgestimmt. Zum gastronomischen Raumangebot gehören neben der Küche ein Restaurant, die SMS (Sport meets Sport)-Bar und Sports-Lounge. Daneben bietet das OYM auch Erholungsangebote: spezielle Relax-Boxen für einen kurzen Power-Nap sowie für Athlet*innen, die länger am OYM trainieren, 25 Zimmer und ein Foyer mit verschiedenen Aufenthaltszonen.

Ein College für die Ausbildung von Talenten

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Foto: Regine Giesecke

Da dem OYM die ganzheitliche Entwicklung seiner Athlet*innen am Herzen liegt, überrascht es nicht, dass es sich auch um deren Bildung kümmert. Ein College bietet mehrere Ausbildungen an und ist dabei konsequent auf die Bedürfnisse von Sport- und anderen Talenten ausgerichtet. Modern ausgestattete Räume mit Zonen für konzentriertes Lernen, Gruppenarbeiten und Frontalunterricht unterstützen den neuartigen Unterricht.

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Foto: Regine Giesecke

Ein Raum für die Öffentlichkeit

Last but not least ließ der Bauherr ein wunderschönes Auditorium in den Neubau integrieren, welches architektonisch, akustisch und technologisch höchsten Ansprüchen genügt und neben einer großen Bühne auch Dolmetscherkabinen umfasst. Es eignet sich für Vorträge und Konferenzen ebenso wie für Konzerte und andere Veranstaltungen und kann auch von Privatpersonen und Firmen gemietet werden.