Aktivzone auf einer Müllverbrennungsanlage

Innovation in Höchstform

CopenHill, auch bekannt als Amager Bakke, ist eine neue Art von Müllverbrennungsanlage – mit Skipiste, Wanderpfad und Kletterwand auf dem Dach. Die Anlage verkörpert einen hedonistischen Nachhaltigkeitsbegriff, der im Einklang steht mit dem Ziel der Stadt Kopenhagen, bis 2025 die weltweit erste CO2-neutrale Stadt zu werden. CopenHill ist eine 41.000 m² große Müllverbrennungsanlage mit urbanem Freizeit- und Umweltbildungszentrum. Die Planer von BIG und SLA machten aus einem Stück Infrastruktur eine architektonische Landmarke.

CopenHill wurde als öffentliche Anlage mit einer vom ersten Tag an intendierten sozialen „Nebenwirkung“ konzipiert. Als Ersatz für die benachbarte 50 Jahre alte Müllverbrennungsanlage wartet das Amager Ressourcecenter (ARC), so der offizielle Name von CopenHill, mit hochmodernen Technologien der Abfallverwertung und Energieerzeugung auf. Aufgrund seiner Lage am Wasser im Industriehafen Amager, wo Industrieanlagen zum Schauplatz für Extremsportarten von Wakeboarding bis hin zu Gokart-Rennen geworden sind, bildet das neue Kraftwerk mit spannenden Angeboten wie Skifahren, Wandern und Klettern eine hervorragende Ergänzung.

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Foto: Rasmus Hjortshøj

Fakten

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Foto: Dragør Luftfoto

 

Standort
Kopenhagen, Dänemark

Bauherr/Betreiber
Amager Ressourcecenter

Architekten
Bjarke Ingels Group ApS
DK-Valby, Kopenhagen
www.big.dk

Planungsbeteiligte

Ausführungsplanung: SLA, Lüchinger+Meyer, MOE, Rambøll, Jesper Kongshaug and BIG Ideas

Wettbewerbsentwurf: AKT, Topotek 1, Man Made Land, Realities:United

Designteam
Verantwortliche Partner: Bjarke Ingels, David Zahle, Jakob Lange, Brian Yang

Projektleiter: Jesper Boye Andersen, Claus Hermansen, Nanna Gyldholm Møller

Autor
BIG-Bjarke Ingels Group

Fotos
Rasmus Hjortshøj, Dragør Luftfoto, Aldo Amoretti

Offizielle Eröffnung
Oktober 2019

Geneigtes Dach

Der Innenraum des Kraftwerks wird bestimmt durch die präzise Positionierung und Anordnung der Maschinen entsprechend ihrer Höhe. So entstand ein effizientes, geneigtes Dach, das Platz für 9.000 m² Skipisten bietet. Ganz oben können fortgeschrittene Skifahrer die künstliche Piste mit der Länge einer olympischen Halfpipe hinuntergleiten, den Freestyle-Park oder den Slalomkurs ausprobieren. Anfänger und Kinder versuchen sich auf den unteren Pisten. Die Skifahrer gelangen mit dem Schlepplift, Teppichlift oder Glasaufzug nach oben. Letzterer bietet Einblicke in den 24-Stunden-Betrieb der Müllverbrennungsanlage.

 

Freizeitfans und Besucher verspüren am Gipfel von CopenHill ein neuartiges Bergerlebnis in dem ansonsten flachen Land. Nichtskifahrer können es sich in der Rooftop-Bar gemütlich machen, den Crossfit-Bereich oder die Kletterwand nutzen oder den Ausblick von der höchsten Aussichtsplattform der Stadt genießen. Hinunter geht es dann über eine 490 m lange, von Bäumen gesäumte Wander- und Laufstrecke in einem begrünten, bergigen Terrain – ein Entwurf der dänischen Landschaftsarchitekten SLA. Das grüne Dach mit 10.000 m² Fläche ist ausgelegt für das herausfordernde Mikroklima eines Parks in 85 Metern Höhe, trägt zur Renaturierung einer artenreichen Landschaft bei und hat weitere positive Effekte wie Wärmeabsorption, Herausfiltern von Luftpartikeln und Minimierung des Regenwasserablaufs.

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Foto: Rasmus Hjortshøj

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Foto: Rasmus Hjortshøj

Anforderungen von unten und Wünsche von oben
Unterhalb der Hänge transformieren Öfen, Dampf und Turbinen 440.000 Tonnen Abfall jährlich in genügend saubere Energie zur Versorgung von 150.000 Haushalten mit Strom und Fernwärme. Die erforderlichen technischen Elemente zur Erfüllung dieser Aufgabe, von Abluftschächten bis hin zu Lufteinlässen, fügen sich in eine abwechslungsreiche Bergtopografie ein – eine vom Menschen geschaffene Landschaft an der Schnittstelle zwischen den Anforderungen von unten und den Wünschen von oben. Die Mitarbeiter von ARC nutzen Verwaltungsflächen auf zehn Geschossen, darunter ein 600 m² großes Bildungszentrum für akademische Führungen, Workshops und Nachhaltigkeitstagungen.

Größte künstliche Kletterwand der Welt
Das Projekt wurde nicht als isoliertes architektonisches Objekt betrachtet. Stattdessen ist die Gebäudehülle konzipiert als Chance für die unmittelbare Umgebung, bildet eine Destination und eine Reflexion der fortschrittlichen Vision des Unternehmens. Die kontinuierliche Fassade von CopenHill besteht aus 1,20 m hohen und 3,30 m breiten Aluminiumziegeln, die wie gigantische Klinker überlappend angeordnet wurden. Dazwischen ermöglichen Fenster einen weitgehenden Tageslichteinfall in die Anlage, an der Südwest¬fassade sorgen größere Öffnungen für die Belichtung der Arbeitsplätze auf den Verwaltungsebenen.

An der längsten vertikalen Fassade wurde eine 85 m hohe Kletterwand installiert, die größte künstliche Kletterwand der Welt – weltrekordverdächtig – mit Einblicken in die Anlage. Am Fuße des Skihangs heißt eine Après-Ski-Bar die Bürger der Stadt und Touristen auf 600 m² zum Entspannen nach dem Sport willkommen. Vormals Teil der Infrastruktur eines Industriegebiets, ist CopenHill nun die neue Destination für Unternehmungen mit Familie, Freunden und zum Feiern – und dies in wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltiger Weise.

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Foto: Laurian Ghinitoiu

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