Top-Veranstaltungsstätte mit neuer, dramatischer Identität
veröffentlicht in sb 5/2020
Die 1988 von COX geplante Rod Laver Arena zählt, gemessen an den Ticketverkäufen und Zuschauerzahlen, zu den Top-Veranstaltungsstätten weltweit. Pro Jahr finden im Durchschnitt mehr als 200 Events statt. Bei der Modernisierung 32 Jahre später konzentrierten sich die Planer von COX auf die Gestaltung neuer öffentlicher Flächen und einen spektakulären Anbau auf der Ostseite, um die Identität und das Image der Arena zu optimieren und neue Zugänge zu den erweiterten Verkehrsflächen, Einzelhandels- und Gastronomieangeboten zu schaffen. Über ein mobiles Schienensystem wurde die Sitzplatzkapazität gesteigert. Die Bühne kann so verbreitert werden, Flexibilität und Konfigurationsmöglichkeiten werden erhöht. Die Rigging-Kapazität beträgt 100 Tonnen.
Die Modernisierung der Arena basierte auf vier zentralen Planungsgrundsätzen: Zunächst sollten die Arena in die Umgebung eingebettet und Verbindungen zum weiteren Umfeld, zur Parklandschaft und zum öffentlichen Raum geschaffen werden. Der zweite Schwerpunkt lag auf einer Optimierung der Back-of-house-Bereiche zur Wahrung und Erweiterung der vorhandenen Kapazität mit Blick auf die expandierende Event-Landschaft. Dritter Kerngedanke war die Idee, die Arena zu einem neuen urbanen Treffpunkt zu machen, der als öffentlicher Ort von den Menschen aktiv genutzt wird. Als viertes Leitmotiv diente das Ziel, die geschwungene Form der alten Arena auch bei Modernisierung und Neubauten aufzugreifen.
Das Vorhaben kann in zwei Segmente gegliedert werden – zunächst die Modernisierung der bestehenden Arena als „funktionales Herz“ des Standorts und danach die Gestaltung des öffentlichen Raums und der Neubauten.
Gut zu wissen:
Standort
Melbourne, Australia
Bauherr/Betreiber
Major Projects Victoria
Architekten
COX Architecture
AU - 3000 Melbourne, VIC
www.coxarchitecture.com.au
Autor
COX Architecture
Fotos
Peter Clarke Photography
Offizielle Eröffnung
2019
Baukosten
338 Millionen AUD
(206,5 Millionen EUR)
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Rekordmarke von 812.174 Besuchern bei den Australian Open
Die Arenaschüssel wurde verbessert und erweitert, die Zuschauerkapazität erhöht und die Zugänge optimiert. Hierdurch wurden gleichzeitig eine breitere Bühne und mehr Flexibilität möglich. Durch die Erhöhung der Rigging-Kapazität des Daches auf 100 Tonnen mithilfe eines neuen permanenten Tragwerks wurden Zeitbedarf, Kosten und visuelle Beeinträchtigung der Sichtlinien erheblich gesenkt.
Zu den umfassenden Veränderungen der Back-of-house-Bereiche zählt eine größere Laderampe, an der bis zu 21 Auflieger gleichzeitig abgefertigt werden können. So wird sichergestellt, dass auch Weltstars auf ihren Tours in der Rod Laver Arena Station machen.
Plug-in pods - Cloned
Der neue Anbau auf der Ostseite scheint über dem autofreien Vorplatz zu schweben und verleiht der Arena eine dramatische neue Identität. Mit seiner geschwungenen Linienführung und menschlichen Dimension dient er als neuer Haupteingang und schafft eine Verbindung zur bestehenden Arena. Im Obergeschoss beherbergt die verglaste Stahl- und Betonkonstruktion ein neues Restaurant für Spieler/Besucher sowie Lounge-Bereiche. Brücken verbinden den organisch geformten Anbau leichtfüßig mit der Arena. Sie führen über ein lichtdurchflutetes Atrium mit vertikalen Verkehrsflächen und viel Tageslicht.
Um eine einheitliche Architektursprache für alle Anbauten sowie eine harmonische Verbindung zur Bestandsarchitektur zu gewährleisten, entschieden sich die Planer für moderne „Pods“, die an die bestehende Arena „andocken“. Die Fassaden dieser „Pods“ und Pavillons wurden mit kontext-, klima- und konfigurationsbezogenen Themen individuell gestaltet. Mit ihrer transparenten doppelverglasten Hülle aus Hochleistungsglas werden die Anbauten als von einer straff gespannten Oberfläche umhüllte, extrudierte Prismen wahrgenommen.
LEED Gold®-Zertifizierung
Mit dieser Zertifizierung wird die von den Planern bei der Modernisierung der Arena übernommene Umweltverantwortung bescheinigt. Sie umfasst eine Makro-Standortplanung mit Elementen wie der hervorragenden Anbindung an den öffentlichen Personenverkehr, Technologien zur Abwasseraufbereitung und technischen Komponenten wie Dachmaterialien, die die Wärme reflektieren, anstatt sie zu absorbieren und an die Umgebung abzugeben, und so zur Minderung des „urbanen Hitzeinsel-Effekts“ beitragen.
Das gesamte Modernisierungsvorhaben basierte von Beginn an auf den Grundsätzen für umweltgerechtes nachhaltiges Design, um Nachhaltigkeit beim Umbau der mehr als 30 Jahre alten Arena mit veralteten Serviceeinrichtungen und einem riesigen Innenraum zur Priorität zu machen.
Auch das Besuchererlebnis wird durch Umweltschutzmaßnahmen gemäß LEED optimiert. Die entsprechende Zertifizierung wurde für die Umsetzung spezifischer Initiativen und Nachhaltigkeitsziele verliehen, darunter Senkung des Gesamtenergieverbrauchs um 26,9 %, des Gasverbrauchs um 17,7 % und des Wasserverbrauchs um 20 %, hierin eingeschlossen eine Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs um 81,82 %.