Brückenschlag
veröffentlicht in sb Heft 3/2021
Der Startschuss zur Neugestaltung fiel im Jahr 2015 mit der Auslobung eines Planungswettbewerbs des Freibades Mühlespan. Die parkähnliche Insel Mühlespan mit dem Flussbad ist für Oettingen i.Bay. und angrenzende Gemeinden Naherholungsraum und Ausflugsziel für Jung und Alt. Das bestehende Flussbad an der Wörnitz sollte aufgewertet und das marode Eingangsgebäude sowie die ebenso baufällige Brücke durch Neubauten ersetzt werden. Die Arge Storch/JBS/RUB erhielt mit ihrem Gesamtkonzept den Zuschlag. Ein neuer Holzsteg verbindet alle vorhandenen und neu geschaffenen Gebäude und Attraktionen miteinander.

Foto: Sebastian Weingart

Foto: Sebastian Weingart
Um dem Flussbad eine adäquate Eingangssituation zu geben, wurde ein 35 m langes und nur 5 m breites Eingangsgebäude errichtet. Der Neubau steht mit seiner scharfen Kontur wie ein Möbelstück inmitten großer, alter Bäume und bettet sich mit seinem unaufgeregten Äußeren in die vorhandene Landschaft ein. Die klare Eingangssituation wird durch einen markanten Einschnitt ausgebildet, welcher durch den Hochpunkt des unregelmäßigen Daches in Szene gesetzt wird. Die dynamische Dachform und die langgestreckte Gestalt des Baukörpers spiegeln dabei den stetig fließenden Strom der Wörnitz wider. Im überdachten Durchgang befinden sich die Kasse und ein Schließfachbereich.
Gut zu wissen

Foto: Sebastian Weingart
Standort
Oettingen, Deutschland
Bauherr/Betreiber
Stadt Oettingen
Architekt
JORDAN BALZER SCHUBERT
Architekten PartG mbB
DE – 01127 Dresden
www.jbs-a.net
Freiraumplanung
STORCH.LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
DE – 01097 Dresden
www.storch-la.de
Tragwerksplanung und Brücke
Dr. Gollwitzer - Dr. Linse und Partner Ingenieure im Bauwesen mbB
Autoren
Rico Schubert, Robert Storch, Dr. Thomas Gollwitzer
Fotos
Sebastian Weingart, www.wunderwaldphoto.com
Offizielle Eröffnung
June 2020
Baukosten
1,8 Millionen Euro
Unbehandelte Holzwerkstoffe

Foto: Sebastian Weingart
Um den natürlichen Charakter des Flussfreibades zu unterstreichen, wurden sowohl die gesamte statische Konstruktion als auch die Fassade mit unbehandelten Holzwerkstoffen errichtet. So sind die wesentlichen Teile der Außenwände und des Daches aus 10 cm beziehungweise 12 cm dicken fünflagigen Brettsperrholzplatten hergestellt und bilden zusammen mit einigen Innenwänden eine räumliche, in sich geschlossene Tragstruktur. Die umlaufend hinterlüftete Vorhangfassade wurde aus unbehandelten Lärchenholz in einer offenen Schalung ausgeführt. Auch die Außentüren wurden mit Lärchenschalung im gleichen Stil wie die Wandverkleidung versehen, um die Homogenität des Baukörpers hervorzuheben.
Die einzelnen Eingänge werden durch Glaslamellenfenster oberhalb der Türen markiert, welche neben der Belichtung auch die Gebäudequerlüftung sicherstellen. Diese Lamellenfenster interpretieren die unverglasten Oberlichter der Bestandsbauten neu und greifen zusammen mit Formensprache und Farbgebung einzelne Gestaltungselemente der vorhandenen Gebäude auf. Die beiden Glastüren des Kassenplatzes wurden mit speziellen Klappläden konzipiert, um im geöffneten Zustand dem Personal weitreichende Ausblicke zu ermöglichen.
Im Inneren dominiert das Wechselspiel zwischen hellem, unbehandeltem Holz und dunklen Fliesen. Zusammen mit geradlinigen Armaturen, individuell gefertigten Einbaumöbeln und hochwertiger Sanitärkeramik wird so ein qualitätvolles Erscheinungsbild geschaffen.
Schlanker Brückenkörper

Foto: Sebastian Weingart
Neben dem Eingangsgebäude wurde eine neue Brücke errichtet, die im Zusammenspiel mit dem Holzsteg die Gesamtanlage barrierefrei erschließt. Die stützenfreie Brücke in integraler Bauweise hat eine freie Spannweite von rund 22 m bei einer Nutzbreite von 2 m.
Entscheidend für die Wahl des Brückentyps war, dass selbst ein Jahrhunderthochwasser ungehindert abfließen kann. Um die Anrampungslänge gering halten zu können, war ein möglichst schlanker Brückenkörper zu konstruieren. Durch die statische Einspannung in die Betonwiderlager konnte der über der Hochwasserlinie liegende, blockverleimte Brettschichtholzbogen ungewöhnlich schlank (L/70) dimensioniert werden. Diese sehr schlanke Konstruktion wird in ihrer Wirkung durch ein filigranes, auf ein Minimum reduziertes Seil-Geländer unterstützt.
Der Holzsteg mit Brücke sowie das Eingangsgebäude wurden hochwassersicher gestaltet und mit integrierten Sitz- und Spielmöglichkeiten ausgestattet. Die neue Gesamtanlage ist im Bereich des Holzdecks barrierearm gestaltet und erschließt alle neuen und bestehenden Elemente bis hin zur nördlichen Liegewiese.